Foto : (c) Jennifer Lier
Vorurteile gegenüber Tieren aus dem Tierheim | Faktencheck
Im Tierheim warten viele Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und andere Tiere auf ein liebevolles Zuhause. Oft haben sie private Schicksalsschläge wie Umzug, Trennung oder Krankheit ihrer Vorbesitzer erlebt. Die meisten Tierheimtiere sind anpassungsfähig und lernwillig. Vermeintliche Verhaltensauffälligkeiten sind oft normale Verhaltensweisen, die missverstanden werden. Im Tierheim werden die Tiere tiermedizinisch versorgt und behandelt. Es gibt Tiere jeden Alters, von Welpen bis Senioren, und es ist möglich, eine enge Bindung auch zu erwachsenen Tieren aufzubauen. Es gibt auch reinrassige Tiere im Tierheim. Das Vorurteil, dass Tierheimtiere Überraschungspakete sind, ist irreführend, da Tierheimmitarbeiter Informationen über das Verhalten und die Bedürfnisse der Tiere bereitstellen.
Vorurteil 1:
Tiere aus dem Tierheim sind immer verhaltensauffällig und nicht sozialisiert.
Falsch! Viele Tiere im Tierheim landen, weil sich die persönlichen Lebensumstände ihrer Vorbesitzer:innen geändert haben, wie Umzug, Trennung oder Krankheit. Sie haben zuvor in einer Familie gelebt und leiden unter dem Verlust ihres Zuhauses. Nach einer Kennenlern- und Eingewöhnungszeit in ihrem neuen Zuhause zeigen sie oft positive Eigenschaften wie Anpassungsfähigkeit, Lernwilligkeit und Offenheit.
Viele vermeintliche “Verhaltensauffälligkeiten” bei Tierheimtieren sind in Wahrheit normales, arttypisches Verhalten, das vom Menschen als störend empfunden wird. Es ist wichtig, die Bedürfnisse hinter diesen Verhaltensweisen zu verstehen und im täglichen Leben zu berücksichtigen. Oftmals handelt es sich um Missverständnisse in der Kommunikation oder ungünstige Haltungsbedingungen, die ein Tier auffällig werden lassen. Nach einem Umgebungswechsel oder Wechsel der Bezugsperson zeigen viele Tiere diese “Unarten” gar nicht mehr.
Vorurteil 2:
Tiere im Tierheim sind krank und ungepflegt.
Auch das stimmt nicht! Im Tierheim gibt es viele gesunde Tiere, die professionell versorgt werden. Nach ihrer Ankunft werden sie tiermedizinisch untersucht, kastriert (bei Katzen und Kleintieren) und geimpft. Falls ein Tier krank ist, wird es im Tierheim behandelt, bevor es vermittelt wird. Natürlich kann auch ein gesundes Tierheimtier im Laufe seines Lebens erkranken, aber das Risiko und die Verantwortung tragen alle Tierhalter – unabhängig von der Herkunft des Tieres. Es ist wichtig, im Rahmen einer verantwortungsvollen Tierhaltung die finanzielle Belastung im Voraus zu kalkulieren, einschließlich möglicher Kosten für Erkrankungen, auch bei einem gesunden Tier.
Vorurteil 3:
Es gibt nur alte Tiere im Tierheim.
Das ist nicht wahr! Im Tierheim gibt es Tiere für jeden Geschmack! Egal ob du einen verspielten Welpen oder einen gemütlichen Senioren suchst, hier findest du Tiere jeden Alters. Sie warten darauf, ein neues Mitglied in deiner Familie zu werden.
Vorurteil 4:
Der Aufbau einer engen Bindung zu einem erwachsenen Tier aus dem Tierheim ist nicht mehr möglich.
Das stimmt nicht! Auch zu erwachsenen Tieren aus dem Tierheim kann man eine enge Bindung aufbauen! Dafür ist es wichtig, viele positive Erlebnisse gemeinsam zu haben, die Bedürfnisse des Tieres zu verstehen und ihnen gerecht zu werden, sowie ein Gefühl von Verlässlichkeit und sozialer Sicherheit zu vermitteln. Mit dem richtigen Wissen über die Tierart und viel Geduld und Einfühlungsvermögen steht einer engen Bindung zu einem ehemaligen Tierheimtier nichts im Weg. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Tiere eine enge Bindung zu Menschen suchen. Zum Beispiel sehen Kaninchen und Meerschweinchen Menschen normalerweise nicht als Sozialpartner an. Sie benötigen eher ein Leben in einer Gruppe mit Artgenossen statt enger Bindung zum Menschen.
Vorurteil 5:
Es gibt keine reinrassigen Tiere im Tierheim.
Auch das ist nicht wahr! Im Tierheim gibt es viele reinrassige Hunde, Katzen und andere Haustiere, die ihr Zuhause verloren haben, weil sich die Lebensumstände ihrer früheren Familie geändert haben.
Vorurteil 6:
Ein Tier aus dem Tierheim ist ein Überraschungspaket. Man weiß überhaupt nicht, was auf einen zukommt.
Diese Aussage ist nicht richtig! Die Pfleger im Tierheim kennen die Tiere gut, da sie viel Zeit mit ihnen im Alltag verbringen. Sie können den Charakter und die Bedürfnisse der Tiere genau einschätzen. Im Tierheim werden auch Tests zur Verträglichkeit mit verschiedenen Menschen und Tieren durchgeführt und ehrenamtliche Helfer:innen können oft über die Eigenschaften und Verhaltensweisen der Tiere berichten. Vor der Adoption besteht die Möglichkeit, die Tiere im Tierheim ausführlich kennenzulernen. Natürlich kann es trotzdem Überraschungen geben, wenn man ein Tier aus dem Tierheim adoptiert – genauso wie bei jedem anderen Tier auch.
Vorurteil 7:
Tierheime wollen ihre Tiere gar nicht vermitteln. Die Anforderungen der Tierheime an das neue Zuhause kann doch kein Mensch erfüllen.
Das ist nicht wahr! Die Tierheime möchten für ihre Schützlinge das bestmögliche Zuhause finden. Die Mitarbeitenden im Tierheim kennen die Tiere gut und wissen, welche Anforderungen das neue Zuhause erfüllen muss. Die Tiere haben oft schon schwierige Zeiten durchgemacht und den Verlust ihrer Bezugspersonen erlebt. Jetzt sollen sie in ein Für-Immer-Zuhause umziehen. Für jedes Tier wird sorgfältig eine passende Familie ausgewählt. Wenn Sie offen über Ihre Vorstellungen und Möglichkeiten sprechen, können Sie bald einem Tierheimtier ein liebevolles Zuhause schenken, das es verdient hat.
Ihre Vorteile von Tieren aus dem Tierheim im Überblick
- Kosten der Adoption sind geringer als beim Kauf eines Tieres vom Züchter
- Ausgiebige Kennenlernphase des Tieres vor der Adoption
- Professionelle Beratung, ob Tier zu den Lebensumständen und zur eigenen Person passt
- Tiere werden vor ihrer Vermittlung medizinisch untersucht und gegebenenfalls versorgt
- Tiere sind meist bereits kastriert (Katzen und Kleintiere, Hunde bei medizinischer Indikation bzw. Bedarf)
- Es besteht keine Gefahr, ein Tier von unseriösen Vermehrern zu kaufen
Quelle : Tasso