Ratgeber

Ein Hund zieht ein

Ein Hund ins Haus zu holen ist immer etwas Besonderes. Ein Hund aus dem Tierschutz ist noch spannender. Was ihr zukünftiger Hund erlebt hat, ist auch manchmal für uns nur zu erahnen. Meist bleibt es ein Geheimnis.

Unser ungarisches Partnertierheim tut sein Bestes, um es den Tieren für die Dauer seines Aufenthalts so angenehm wie möglich zu gestalten. 

Wir möchten Ihnen ein paar kleine Hilfen und Tipps mit auf den Weg geben, damit auch in den ersten Wochen nichts schiefgehen kann. Da jeder Hund einzigartig ist, haben wir nicht auf alle kleinen „Problemchen“ eine Lösung. Wir stehen natürlich auch nach der Vermittlung mit Ratschlägen zur Seite.

Wir wünschen mit Ihrem neuen Vierbeiner alles erdenklich Gute!

Die Ankunft

Bitte geben Sie Ihrem neuen Familienmitglied in den ersten Tagen die Chance anzukommen. Die Vierbeiner kommen aus dem Tierheim in eine Situation, die sie eventuell noch nie kennengelernt haben. Sie waren in einer Familie, die sie einfach ausgesetzt haben oder wurden auf der Straße geboren. Das Tierheim hat ihnen die nötigsten Dinge zur Versorgung gegeben und auf einmal treten sie eine Fahrt ins Ungewisse an. Sie sehen eventuell das erste Mal eine Transportbox von innen. Viele Geräusche hören sie zum ersten Mal und müssen mit Menschen mitfahren, die sie noch nie vorher im Leben gesehen haben. Sie fahren mit anderen Hunden, die teilweise sehr ängstlich die erste Fahrt ihres Lebens meistern müssen. Nervosität steckt an.

Wir tun alles Erdenkliche, um die Fahrt so angenehm wie möglich zu gestalten und Stopps an ruhigen Orten durchzuführen. Aber woher sollen die Hunde wissen, dass sie nun zu einer netten Familie kommen, die ab sofort nur das Beste will?

Daher geben Sie den Hunden bitte in den ersten Tagen die Ruhe, die sie brauchen. Laden sie keinen Besuch ein und versuchen sie Ihren neuen Liebling langsam an alles Neue zu gewöhnen. Alltägliche Dinge wie ein Mixer, Staubsauer, Fernseher usw. kennen viele Hunde nicht und machen erst einmal Angst. Bitte versuchen Sie nicht ihren Hund zu beruhigen, wenn der Staubsauger läuft. Schaffen Sie einen Rückzugsraum oder eine Hundebox, in der ihr Hund sich sicher fühlen kann. Mit der Zeit wird er sich an alles gewöhnen. Sprechen Sie dem Hund beruhigend zu, wird er sich nie und mit falschen Erwartungen an für uns normale Gegenstände gewöhnen.

Der erste Tag

Haben Sie bereits einen oder mehrere Hunde im Haushalt leben, dann führen Sie die Zusammenführung in einem neutralen Gebiet durch. Gehen Sie eine kleine Runde mit den Hunden spazieren und lassen sie sich langsam näher kommen.  Bitte führen Sie auch die erste Fütterung von bereits vorhandenen Hunden in ausreichender Entfernung durch. Da sich die Hunde noch nicht kennen, sollte man das Risiko von eventuellem Futterneid vermeiden. Sobald sich die Hunde aneinander gewöhnt haben, können Sie den Abstand verringern und den auserkorenen Futterplatz näher kommen.

Was, wenn der Hund nicht fressen will? Bitte zwingen Sie Ihren Hund nicht zum fressen. Bitte reden Sie auch nicht auf den Neuankömmling ein. Lassen Sie ihm Zeit. Zur Not müssen Sie den gefüllten Futternapf stehen lassen. Oft verschwindet über Nacht wie von Zauberhand das Futter und der Hund ist satt. Einige Hunde brauchen mehr Ruhe um zu fressen und andere haben damit keine Probleme. Sollte ihr Hund ein paar Tage nichts fressen wollen, haben Sie bitte keine Panik. Hunde können ohne Probleme ein paar Tage ohne Futter überleben. Wenn am vierten Tag das Futter immer noch nicht angenommen wird, können Sie Magerquark oder Nassfutter beimischen. Kaum ein Hund kann Ihrem Futter nun noch wiederstehen.

Der Spaziergang

Bitte sichern Sie Ihren neuen Weggefährten anfangs immer Doppelt. So vermeiden Sie, dass er sich bei Schrecksituation nicht direkt von der Leine reißen kann. Binden Sie Ihren Liebling am besten an den Bauch fest, somit ist ein fallenlasen der Leine nicht sonderlich schlimm. Selbst wenn Ihr Hund so wirkt, als sei er sehr sicher, kann ein neues und fremdes Geräusch ihn so erschrecken, dass er flüchten will. Nach einer Woche kennen Sie den Hund besser und er hat schon einiges gelernt. Nun können Sie die doppelte Sicherung entfernen.

Bitte unternehmen Sie keine langen Spaziergänge, gewöhnen Sie Ihren Hund langsam an die neue Umgebung. Oft sind die Hunde in großen Auslaufflächen und sind lange Spaziergänge nicht gewohnt. Steigern Sie sich jeden Tag um ein paar Meter. Die Hunde bauen schnell Muskeln auf und gewöhnen sich schnell an die immer größer werdenden Runden.

Oft wird man direkt vom ersten Tag an von anderen Hundemenschen angesprochen. „Gott ist das ein toller Hund, unsere Hunde verstehen sich bestimmt prima.“ Achten Sie bitte genau auf Ihren Hund und lassen Sie ihn bitte nicht von der Leine. Schnell täuscht man sich, der Hund ist nicht so interessant und weg ist der Neuankömmling. Bitte lassen sie mindestens zwei Monate vergehen und testen Sie ihren Hund erst einmal in einem eingezäunten Gelände. Auch hier wieder die Goldene Regel: Lassen Sie sich und ihrem Hund Zeit. Es kann sich auch nach Wochen den Trainings herausstellen, dass Ihr Hund einen zu großen Jagdinstinkt hat. Dann heißt es Leine dran lassen.

Die erste Woche

Selbst wenn Ihr Neuankömmling am ersten Tag noch sehr ängstlich war, kann sich dies in den darauffolgenden Tagen total verändern.

Ihr Hund wird anfangen Sie genau zu beobachten und versuchen aus jeder neuen Situation zu lernen. Bitte haben Sie kein Mitleid mit ihm. Zeigen Sie ihm von Beginn an die Regeln, an die er sich zu halten hat. Wenn Sie nicht wollen, dass ihr Hund ins Bett soll, dann schicken Sie ihn direkt runter. Lassen Sie ihm nichts durchgehen, was Sie eigentlich nicht möchten, auch nicht, weil er eine ach so schwere Vergangenheit hat. Oft interpretieren wir Menschen zu viele Emotionen in die Blicke unserer Hunde. Dabei ist es für die Hunde am einfachsten, wenn sie eine klare Struktur im neuen Zuhause vorfinden. Klare Regeln und Strukturen sind unerlässlich in einem harmonischen Zusammenleben mit Hund.

Gewöhnen Sie Ihren Hund mittels kleinen Gassirunden daran, dass er draußen sein Geschäft zu verrichten hat. Bitte schimpfen Sie nicht mit ihm oder tunken gar seine Nase in die Pfütze. Diese Art einen Hund stubenrein zu machen bringt absolut gar nicht. Im Gegenteil: Das bis hierhin aufgebaute Vertrauen ist erst einmal dahin. Regelmäßige Gassirunden lassen den Hund sehr schnell den Sinn darin erkennen.

Üben Sie bitte auch direkt vom ersten Tag an das Alleine bleiben. Auch wenn Sie Urlaub haben, lassen Sie ihren Hund direkt am ersten Tag für ein paar Minuten alleine. Steigern Sie diese Zeit auf 1-2 Stunden. Wenn Sie das geschafft haben, sind auch 5-6 Stunden kein Problem mehr.

Wir sind für Sie da!

Wir stehen Ihnen gerne auch nach der Vermittlung mit Rat und Tat zur Seite. Bitte lassen Sie uns wissen, wenn Sie Probleme haben, aber auch, wenn es Ihrem Hund gut geht. Wir freuen uns über Bilder und Geschichten der Hunde!

Schauen Sie doch auf unsere Homepage (www.save-all-dogs.de), besuchen Sie uns auf Facebook (https://www.facebook.com/SADSaveAllDogs/) oder schreiben Sie uns eine E-Mail unter kontakt@save-all-dogs.de.

Jetzt bin ich bei dir angekommen!

Alles ist fremd und ich fühle mich nicht wohl.

Werde nicht ungeduldig, wenn ich nicht gleich den Korb annehme, gestern schlief ich noch auf Stroh.

Erschrecke nicht, wenn ich schnell esse, gestern musste ich es, um zu überleben.

Werde nicht wütend, wenn ich in dein Haus mache, gestern war es noch egal.

Sei nicht traurig, wenn ich von deiner lieben Hand zurückschrecke, gestern war es die Seltenheit, dass man mich streichelte.

Habe Geduld mit mir. Es ist deine Welt, aber lange nicht meine.

Wenn ich Vertrauen zu dir habe, schenke ich dir das Größte, was ich dir schenken kann: Du bekommst mein Herz.                                

Vergesse nie, ich war ein Straßenhund!